Manche Menschen verbinden mit dem Begriff „Tradition“ – insbesondere mit der „christlichen Tradition“ – Attribute wie altmodisch, althergebracht oder gar rückständig. Gar nicht traditionell in diesem Sinne handelten im Jahre 1838 einige junge Cellitinnen, als sie den Dienst im Kölner Bürgerhospital aufnahmen. Sie verließen die Sicherheit und Geborgenheit ihrer Mutterklöster, die seit Jahrhunderten die ambulante Krankenpflege in der Stadt Köln betrieben. Mit dem Schritt, die Krankenpflege im Bürgerhospital zu übernehmen, betraten sie völliges Neuland. Die Berufung zum Dienst am Nächsten, gepaart mit einer Portion Aufbruchs- und Abenteuergeist, hat sie bewogen, neue Wege zu gehen.
Aus einer kleinen Gemeinschaft von ehemals vier bis sechs Schwestern entstand ein caritatives Unternehmen mit 1.300 Ordensschwestern, die in mehr als 40 Einrichtungen tätig waren. Hier waren tatkräftige, durchsetzungsfähige und engagierte Frauen am Werk, die wirtschaftlich und expansiv handelten. Genannt seien hier nur die ersten Generaloberinnen Sr. Dominika Barth, die sich mit der städtischen Armenverwaltung anlegte, oder Sr. Crescentia Schmitz, die das Mutterhaus in der Severinstraße mit dem Krankenhaus der Augustinerinnen gründete.
Andere Schwestern stachen durch ihre Opferbereitschaft hervor, wie etwa Sr. Blandine Ridder, die eines der ersten Opfer der neu entwickelten Röntgenstrahlen war, oder etwa durch Erfindergeist, wie Sr. Hipolytha, die künstliche Moulagen anfertigte und vielen Menschen mit unheilbaren Hautkrankheiten wieder zu einem ansehnlichen Leben verhalf. Diesen Geist der Gründerinnen gilt es, weiterhin wachzuhalten. Eine Tradition, die wir gern fortsetzen und weiterentwickeln möchten.