Historische Aufnahme eines Röntgenzimmers im Krankenhaus der Augustinerinnen, Köln

Schwester Blandine

Röntgenpionierin aus Berufung

Beruhigend sprach die Schwester auf den Jungen ein. Er hatte sich bei einem Sturz das Bein gebrochen und lag zitternd und ängstlich vor ihr. Mit der rechten Hand fixierte sie ihn auf der Trage, mit der linken Hand stellte sie die Schärfentiefe und den Härtegrad der Platin-Zyanid-Röhre ein und richtete sie auf sein verletztes Bein. Als der Apparat zu arbeiten begann, hielt sie das Kind weiter fest, damit die Aufnahme gelingen konnte.

So ungefähr könnte der Ablauf einer Röntgenaufnahme im Jahr 1898 zu Lebezeiten von Sr. Blandine und zwei Jahre nach Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Konrad Röntgen gewesen sein. Denn noch bis in die 1920er Jahre wurde mithilfe lose verknüpfter, verschiedener Apparate geröntgt. Den einen Röntgenapparat gab es nicht; das Verfahren selbst war noch unberechenbar. Gefragt waren daher Experimentierfreude, Neugierde, Intuition und Geduld, da jede Aufnahme individuell angepasst werden musste. 

Röntgenschwester aus Leidenschaft

Sr. Blandine Ridder war eine der ersten Röntgenschwestern in Köln.
Genossenschaft der Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus

Sr. Blandine, geb. Maria Ridder, war 1889 mit 18 Jahren in die Genossenschaft der Cellitinnen eingetreten. 1898 wurde sie von Professor Bernhard Bardenheuer als Röntgenschwester ins Kölner Bürgerhospital berufen und in der neu gegründeten chirurgischen Röntgenabteilung eingesetzt. 

Schwere Krebserkrankung 

Sr. Blandine, die vor allem Kinder während des gesamten Röntgenvorgangs ungeschützt begleitete, erkrankte schon nach eineinhalb Jahren ihrer Tätigkeit an Krebs. Denn die Gefahren von Röntgenstrahlen waren zu jener Zeit noch nicht bekannt und Bleischürzen, Sicherheitsglas sowie eine strahlensichere Abdeckung der Röntgenröhre nicht vorhanden. An ihren Händen und Unterarmen bildeten sich Blasen und eitrige Geschwüre. Behandlungen mit Salben und Bädern blieben ohne Erfolg. Im Laufe der folgenden Jahre wurden ihr Fingerglieder der rechten Hand und der linke Arm bis oberhalb des Ellbogens amputiert. Trotz Schmerzen und Einschränkungen arbeitete Sr. Blandine mit einer Armprothese weiter. 1915 traten starke Atembeschwerden auf. Die linke Lungenseite war verschattet und über die ganze Hälfte des Rückens begann, sich eine große Wunde auszubreiten. 

Sr. Blandine starb am 22. Oktober 1916. Sie wurde als Frau mit großem Wissen beschrieben, die ihr Schicksal mit Geduld und Gleichmut annahm. Bis zuletzt ermahnte sie die Mitarbeiter der Röntgenabteilung zur Vorsicht im Umgang mit den Röntgenstrahlen. Als einzige Frau wird Sr. Blandine Ridder auf dem Denkmal zu Ehren der Röntgenpioniere am Krankenhaus St. Georg in Hamburg genannt. 

Blandine-Ridder-Schule in Köln

Ihr zu Ehren wurde die städtische Krankenpflegeschule in Köln-Brück im Jahr 1963 Schwester- Maria-Ridder-Schule benannt. Ab 1972 übernahm die Krankenpflegeschule der Genossenschaft der Cellitinnen den Namen Blandine- Ridder-Schule, bis diese 2003 in einen Trägerverbund in die Louise von Marillac-Schule integriert wurde.  

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