Christliche Orientierung Versorgung der Patienten

Pflegen mit „Herz“?

Christliche Orientierung in unseren Einrichtungen

Das zweite Kennzeichen unserer Christlichen Orientierung befasst sich mit der Versorgung der Patienten bzw. der Pflege und Betreuung der Bewohner.

Wenn man das „Herz“ unseres Titelthemas im übertragenden Sinne als „Sitz der Seele“ sieht – da habe ich mich als Krankenschwester, die ihr Examen vor 40 Jahren gemacht hat und nun seit 30 Jahren als Pflegedienstleiterin arbeitet, gefragt: Pflegen wir auch heute noch mit Herz? Auch ich war mal angetreten, um Menschen zu helfen – und das am liebsten mit Herz. Neben aller Fachlichkeit sollte eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger einige persönliche Voraussetzungen mitbringen und dazu gehört Herzlichkeit.

In einem Buch aus dem Jahr 1935 für angehende Krankenschwestern heißt es: „Herzlichkeit ist alles, was von Herzen kommt, Freundlichkeit, Nächstenliebe, Wärme …“ Krankenpflege war seinerzeit Berufung, also mehr als finanzielle Absicherung des Alltags. Eine christliche oder zumindest humanistisch geprägte Lebensführung war genauso wichtig wie gute Kenntnisse in Anatomie oder Physiologie.

Leistung vs. Herz

Würde ich heute in einem Bewerbungsgespräch eine Krankenschwester nach ihrer Lebensführung befragen, wäre das fast ein Eingriff in ihre Privatsphäre. In unserer modernen Gesellschaft zählen zunächst Leistungsbereitschaft, hohe Qualität und enorme Belastungsfähigkeit: Wo bleibt da das Herz? Als Patientin wünsche ich mir zum Gesunden aber eine mir zugewandte freundliche und herzliche Schwester oder einen herzlichen Pfleger.

Menschliche Qualitäten wie Achtsamkeit, Wertschätzung, Respekt, Geduld, Humor, Empathie sind Werte, die früher selbstverständlich zu einer „guten Kinderstube“ gehörten. Heute müssen sie häufig in Fortbildungen mühselig vermittelt werden. Was früher natürliche menschliche Zuwendung war, wird heute in ausgeklügelten Kommunikationstechnik-Workshops für viel Geld unterrichtet.

Und dabei könnte es so einfach sein: Wie gut tun ein paar aufmunternde Worte, wenn ein Patient sich mit Ängsten vor der OP quält; wenn eine Altenpflegerin sich trotz aller Hektik die Zeit für einen Spaziergang mit einem demenzkranken älteren Herrn nimmt; wenn ein Pfleger den Unmut eines Angehörigen, der sich Sorgen macht, aushält und trotz aller noch zu erledigender Dokumentationsarbeit freundlich bleibt.

Vielleicht sollten wir alle wieder mutiger sein und das Herz, was jeder in sich trägt, sprechen lassen. Denn „Pflegen mit Herz“ ist auch heute noch möglich und vielleicht sogar wichtiger denn je!

Zurück

Weitere Artikel

Seelsorge

Christliche Orientierung in unseren Einrichtungen

Umgang mit Sterbenden und Toten

Christliche Orientierung in unseren Einrichtungen

Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung

Christliche Orientierung in unseren Einrichtungen

Wertschätzung anderer Religionen und Kulturen

Christliche Orientierung in unseren Einrichtungen