Rückansicht einer Läuferin während eines Laufs kurz vor dem Ziel
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Zu viel des Guten

Exessives Sportverhalten bei Essstörungen

Sportmedizin

Gesunde Ernährung, wie etwa viel Gemüse, Fitnessstudio und Yoga-Sessions – das soll gut für uns sein. In unserem beruflichen Alltag auf der Station Monika im St. Agatha Krankenhaus begegnet uns dieses Verhalten jedoch in einem ganz anderen, gar nicht mehr gesunden Ausmaß. Im Rahmen der Erkrankungen Anorexia nervosa (Magersucht) und Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) spielt das Phänomen Sportsucht oftmals eine große Rolle.

Häufig handelt es sich um Patientinnen, daher sollen sie auch in diesem Artikel im Mittelpunkt stehen. Jene Patientinnen sind oft in mehreren Fitnessstudios angemeldet, um bis zu dreimal am Tag ihr Sportprogramm auszuüben. Soziale Verabredungen finden immer unter der Vorgabe statt, sich dabei an der frischen Luft zu bewegen. Homeoffice verbringen die Patientinnen auf dem Laufband oder sie joggen bis zur Schädigung der Knochensubstanz. Diese Verhaltensweisen zeigen sich oft im Zusammenhang mit der Essstörung.

Verhältnis zum Sport normalisieren

In der eingesetzten Therapie erarbeiten wir mit den Patientinnen an der Erkenntnis, dass sie die exzessive Bewegung zum Abbau unangenehmer Gefühle nutzen (Emotionsregulation), dass sie oftmals eigene Grenzen psychisch und physisch nicht wahrnehmen können oder diese bewusst überschreiten. Das Bewegungsverhalten und die übermäßige Beschäftigung mit Essen bzw. dem Verzicht auf das Essen geben den Patientinnen Halt und eine klare Struktur. Das hilft ihnen, schwierige ggf. auch traumatische Belastungen auszublenden. Infolge dieser kurzfristig positiven Effekte ist es für die Betroffenen sehr schwierig, diese Verhaltensweisen einzustellen und alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Bestandteil der psychosomatischen Essstörungsbehandlung im St. Agatha Krankenhaus ist u. a. die schrittweise Normalisierung des Ess- und Bewegungsverhaltens. Im Rahmen von Therapie und Gesprächen werden die Auslöser für die Erkrankung und die damit einhergehenden Verhaltensweisen erarbeitet. Die dahinterliegenden emotionalen Belastungen bekommen Raum. Die Betroffenen sollen sich ihres Problems bewusst werden, um die Reflexion des eigenen Handelns zuzulassen und sie für die Funktionalität ihres Sporttreibens zu sensibilisieren. Dabei helfen Fragen wie: Was sind negative Konsequenzen für meinen Körper, mein Sozialleben, meinen Beruf? Warum muss ich jetzt laufen?

Wie Angehörige helfen können

Was tun, wenn Sie jemanden kennen, dessen Bewegungsdrang gestört scheint? Eine ehrliche, besorgte Rückmeldung zum exzessiven Sportverhalten kann Betroffene ermutigen, den ersten Schritt zu gehen, um professionelle Hilfe anzunehmen. Trotz des hohen Stellenwerts, den körperliche Fitness und gesunde Ernährung in unserer Gesellschaft haben, ist es wichtig, das Leid der Betroffenen zu erkennen, das hinter einem zwanghaften Sportverhalten stecken könnte, und Hilfestellung anzubieten.

St. Agatha Krankenhaus
Abteilung für Seelische Gesundheit

Feldgärtenstr. 97
50735 Köln-Niehl

Telefon 0221 7175-2511
sekpsych@st-agatha-krankenhaus.de

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