Eine Pflegerin hilft einer Seniorin beim Anziehen.
Hanna Witte

Wie eine Ausbildung in Teilzeit gelingen kann

Alles eine Frage der Organisation

Pünklich um 7 Uhr klingelt Pia Macherei an der Haustür. Gisela Schwarz* hat sie schon erwartet. Die beiden haben sich längere Zeit nicht gesehen, denn Pia Macherei absolviert ihre Ausbildung in Teilzeit.

Für Gisela Schwarz ist der frühe Besuch alltäglich. Seit elf Jahren kommt nun schon ein mobiler Pflegedienst zu ihr nach Hause, um sie bei der Körperpflege und beim Anziehen zu unterstützen. Der Pflegedienst ist ihr enorm wichtig. Als vor Kurzem ihr Ehemann verstorben ist, gehörte MARIENBORN mobil zu den ersten, die darüber informiert wurden. Nach dem schweren Verlust freut sich die Seniorin umso mehr auf die Mitarbeiter der mobilen Pflege. „Nach so langer Zeit entwickelt sich schon eine intensive Beziehung zu den Pflegern. Mittlerweile sind sie fast wie eine zweite Familie für mich“, erzählt die 69-Jährige.

Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit war auch der Grund, warum sich Pia Macherei 2016 für eine Ausbildung zur Altenpflegerin in der mobilen Pflege entschieden hat: „Die intensive Verbindung zu den Menschen erfüllt mich total. Ich bin sehr glücklich darüber, dass es mir durch die Teilzeit-Ausbildung ermöglicht wird, diesen Beruf zu erlernen.“ 

Neustart beim Pflegedienst

Eine Frau sitzt in einem Auto.
Bevor Pia Macherei zur Pflege kam, war sie jahrelang im Einzelhandel tätig. Hanna Witte

Bevor die 34-Jährige zur Pflege kam, war sie jahrelang im Einzelhandel tätig. Über eine Beschäftigung in der Hauswirtschaft hat sie die Arbeit beim Pflegedienst für sich entdeckt. Doch eine klassische dreijährige Ausbildung war für die alleinerziehende Mutter damals nicht realisierbar. Ihr Sohn war zu diesem Zeitpunkt in der Grundschule und ihre Tochter noch ein kleines Baby. Der Wunsch, in der Pflege zu arbeiten, ließ sie jedoch nicht mehr los. Als ihre Tochter Mina drei Jahre alt war, entschloss sie sich, nach einem passenden Ausbildungsplatz zu suchen.

Auf die MARIENBORN mobil wurde die Kerpenerin durch einen Firmenwagen aufmerksam, der in ihrer Nachbarschaft geparkt war. Nach ihrer Recherche hat sie sich kurzerhand bei dem Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis auf eine Stelle beworben und diese auch erhalten – in Teilzeit. Daher absolviert die angehende Altenpflegerin ihre Ausbildung in vier statt in drei Jahren. 

„Die Verbindung zu den Menschen erfüllt mich"

Wie gern sie die Ausbildung in diesem Beruf macht, ist in ihrem Umgang mit Gisela Schwarz deutlich zu erkennen. Mit einem Lächeln auf den Lippen unterstützt sie die Seniorin bei der häuslichen Pflege und der medizinischen  Versorgung. Aufgrund starker Wassereinlagerungen im Bein soll Gisela Schwarz Kompressionsstrümpfe tragen. Beim Anlegen des Strumpfes versucht Pia Macherei, so behutsam wie möglich vorzugehen. Eine erfahrene Kollegin, die sie auf ihrer Tour begleitet, steht ihr dabei helfend zur Seite.

Währenddessen verweist Gisela Schwarz stolz auf ihre prächtigen Orchideen. Die Blumen schmücken mit ihrer üppigen Blütenpracht die Fensterbänke der Wohnung. Immer wieder lächelt sie die angehende Altenpflegerin an oder streichelt ihr zärtlich über den Arm. Es ist dieser direkte Umgang, welcher der Auszubildenden bei ihrer Arbeit besonders viel Spaß macht: „Der Austausch mit den Menschen steht für mich definitiv im Vordergrund. Das gibt mir einfach unglaublich viel zurück.“ 

Die Teilzeit-Ausbildung

Eine Pflegefachkraft der mobilen Pflege im Gespräch mit dem Pflegedienstleiter.
Pia Macherei bespricht regelmäßig mit Pflegedienstleiter Stephan Frey ihren Ausbildungsplan. Hanna Witte

Wenn Pia Macherei mit allen Besuchen einer Tour, meistens sind es circa 15 Stationen, fertig ist, geht es für sie zurück nach Kerpen in die Zentrale. Dort angekommen, bespricht sie mit Stephan Frey, der Pflegedienstleitung der MARIENBORN mobil im Rhein-Erft-Kreis, ihren Ausbildungsplan und die weiteren praktischen Einsätze. Stephan Frey sieht in der Teilzeit-Ausbildung keinerlei Schwierigkeiten: „Inhaltlich gibt es keine Abweichungen zur Vollzeitausbildung. Pia Macherei erledigt die gleichen Aufgaben wie andere Auszubildende auch. Sie ist eine wertvolle Unterstützung für unser Team“, erklärt er. Lediglich zeitlich gebe es einige Unterschiede gegenüber der Ausbildung in Vollzeit: „Die Ausbildung in Teilzeit sieht vor, dass die Lerninhalte von einem Schuljahr in 16 Monaten vermittelt werden“, sagt Stephan Frey.

Analog zur Vollzeitausbildung wechseln sich der schulische und der praktische Teil in langen Blöcken ab. Die Dauer der Blöcke variiert und kann von vier Wochen bis hin zu drei bis vier Monaten lang sein. Im praktischen Teil der Ausbildung beträgt die Arbeitszeit in der 5,5-Tage-Woche 25 Stunden. Bei Vollzeit sind es 39 Stunden.

Der schulische Part wird ebenfalls in Teilzeit mit 25 Stunden in der Fünf-Tage-Woche absolviert. Stephan Frey ist von diesem Zeitmodell überzeugt: „Letztlich profitieren doch alle Seiten davon. Bisher ist Pia Macherei die einzige Teilzeit-Auszubildende bei uns, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dieses Konzept noch weiteren zu ermöglichen.“ Pia Macherei findet es für sich ideal: „Ich fühl mich wohl und bekomme dadurch im Alltag alles hin. So kann ich meine Kinder und deren Hobbys mit meiner Arbeit und der Schule vereinbaren.“ Genügend Herausforderungen bringt jedoch auch diese Form der Ausbildung mit sich: „Man muss alles gut organisieren“, fasst sie ihre aktuelle Lebenssituation zusammen. 

Dank Teilzeit: Der Nachmittag gehört der Familie

Eine junge Frau trägt ihr Kind auf dem Arm.
Dank Teilzeit bleibt ausreichend Zeit für Töchterchen Mina. Hanna Witte

Und so geht es für die Kerpenerin vom Pflegestützpunkt direkt zur Grundschule, um ihre Tochter Mina abzuholen. Ihre Arbeits- und Schulzeiten sind fast identisch mit denen ihrer Kinder. Sollte es jedoch zeitlich einmal eng werden, kann sie sich auf die Hilfe von Freunden und Familie verlassen. Wenn sie beispielsweise bei der Arbeit einen Spätdienst übernimmt, passt ihre Mutter auf die Tochter auf.

Seitdem Mina einen Platz in der Ganztagsbetreuung hat, geht es für die angehende Altenpflegerin ein wenig entspannter zu. Denn nach der Schule ist Mina nun bis 16 Uhr in Betreuung. Für die junge Mutter bedeutet das vor allem mehr Zeit für sich und andere wichtige Erledigungen. Der Nachmittag gehört ganz ihren Kindern. Mutter und Tochter gehen dann gern gemeinsam auf den Spielplatz.

Eine große Herausforderung ist es für Pia Macherei, neben der Arbeit und den Kindern noch genügend Zeit für das Lernen in der Ausbildung zu finden. Auch dabei haben sich für sie feste Strukturen bewährt: Jeden Freitag nach der Schule trifft sie sich mit anderen Auszubildenden in einer Lerngruppe, um den Schulstoff gemeinsam durchzugehen. Mina geht in der Zeit zum Spielen und Tanzen zu einer Freundin. Am Wochenende lernt die Auszubildende abends. „Natürlich muss ich mir meine verfügbare Zeit gut einteilen und meinen Alltag und den meiner Kinder gut organisieren“, erklärt sie. Noch ein Jahr braucht Pia Macherei bis zum Abschluss ihrer Ausbildung im Juni 2021 – danach kann sie sich gut vorstellen, weiter in ihrem bewährten Teilzeitmodell bei MARIENBORN mobil zu arbeiten. 

MARIENBORN mobil im Rhein-Erft-Kreis
Sudetenstraße / Argèles-sur-Mer-Straße 1
50354 Hürth
Telefon 02233 94697580
www.marienborn-mobil.de

MARIENBORN mobil im Rhein-Erft-Kreis
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