Demzufolge gilt: je mehr Angst, desto weniger Rationalität. Die Folge kann dann eine reduzierte Kompetenz in der Bewältigung des Alltags sein, genau das macht dann eine Angststörung aus. Zur Frage, was eine Angststörung ist, leitet die Patientenversion der derzeit gültigen S3-Leitlinie ein: „Etwa ein Viertel aller Menschen leiden einmal in ihrem Leben unter einer Angststörung.“ Es folgen Hinweise, wann Hilfe aufgesucht werden sollte, zum Beispiel dann, wenn die folgenden Aussagen mit „Ja“ beantwortet werden können:
- Ich denke mehr als die Hälfte des Tages über meine Ängste nach. ·
- Ich werde durch die Ängste in meiner Lebensqualität und Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt.
- Wegen meiner Ängste werde ich immer depressiver.
- Wegen meiner Ängste habe ich schon Suizidgedanken gehabt.
- Ich bekämpfe meine Ängste oft mit Alkohol, Drogen oder Beruhigungstabletten.
- Wegen meiner Ängste ist meine Partnerschaft ernsthaft in Gefahr.
- Wegen meiner Ängste habe ich Probleme im Beruf oder bin deswegen arbeitslos.
Corona wird uns noch lange belasten
Werden nun diese Leitlinienanweisungen noch einmal gelesen und das Wort „Angst“ durch „Virus“ oder „Corona“, das aus dem Lateinischen mit „Krone“ übersetzt wird, ersetzt, wird deutlich, wie sehr die Krisen-Pandemie den Alltag unserer Patientinnen und Patienten beeinflusst. Es zeigt sich, dass uns die Folgen von Corona noch lange beschäftigen werden.
Doch das Gegenteil von Angst ist nicht etwa Mut oder Ratio, sondern schlicht Liebe. Daher ist es unsere ur-christliche Aufgabe, uns dieser „Krone der Herausforderungen“ zu stellen, uns also wieder an den drei Grundwerten des Seins – Liebe, Friede und Harmonie – zu orientieren. Dies gilt es zu nähren, denn was genährt wird, wächst; was nicht genährt wird, verhungert. Somit bleibt Jesu Anweisung „Liebe Deinen nächsten wie (auch) Dich selbst“ (Mt 22,39) aktueller denn je – vor allem in Zeiten von Corona.