Sportmedizin_Huefte.png

Wenn die junge Hüfte schmerzt

Sportmedizin bringt Patienten wieder in Form

Sportmedizin
eine junge Frau macht Hüftbeuger an einer Sprossenwand
Thomas Geisel

Dass Svenja L. heute so mühelos ihr Training im Fitnessstudio absolvieren kann, verdankt sie tatsächlich einer Hüftoperation. Bereits mit 24 Jahren musste sie sich unters Messer legen, weil sie die Schmerzen nicht mehr aushalten konnte. Dabei waren es anfänglich „nur“ Beschwerden beim längeren Gehen oder Sitzen. Später konnte die heute 28-Jährige gar keine Bewegung mehr schmerzfrei ausführen. Das hat sie sehr beeinträchtigt – sowohl in ihrem Alltag als auch in ihrem Job.

Hilfe aus den eigenen Reihen

Svenja L. hat schon immer viel Sport getrieben und ging regelmäßig ins Fitnessstudio. Deshalb waren die damaligen Aussagen der Orthopäden, die sie aufgrund ihrer schmerzenden Hüfte aufsuchte, sehr unbefriedigend und unzureichend: „Man sagte mir, mit mehr Sport und Bewegung würden die Schmerzen besser werden“, erinnert sich die Bedburgerin. „Gerade ich als Physiotherapeutin müsste doch wissen, was da helfen würde. Leider wurde es aber nicht besser.“

2018 wurden die Schmerzen so schlimm, dass sie ihren Job als Physiotherapeutin im Bergheimer Maria-Hilf-Krankenhaus nur noch unter hohem Leidensdruck ausführen konnte. Deshalb traf sie eine Entscheidung. „Ich habe mich mit meinem Problem an den Chefarzt der Orthopädie gewandt. Ich kannte die Arbeit von Dr. Hoeckle und seinen Umgang mit Patienten, daher vertraute ich seiner Expertise. Er hat mich und mein Problem ernst genommen.“

Hüftschmerzen in jungen Jahren – untypisch?

Dr. med. Christian Hoeckle untersuchte Svenja L. gründlich. Nachdem eine konventionelle Therapie mit Spritzen die Symptome jedoch nicht lindern konnte, kam nur eine Operation zur langfristigen Besserung der Schmerzen infrage. „Bei meiner Patientin lag ein Riss in der Gelenklippe, dem Labrum, vor“, erklärt der Chefarzt. „Wir haben deshalb eine arthroskopische Rekonstruktion des Labrums vorgenommen. Durch einen minimalinvasiven Eingriff wurde dieser Riss sozusagen geflickt.“

Hüftschmerzen in einem solchen Ausmaß seien bei jungen Patienten nicht ungewöhnlich, meint der erfahrene Orthopäde. „Es ist nicht immer ein Gelenkverschleiß, wie häufig bei älteren Menschen. Bei jungen Menschen liegt bei Leistenschmerzen nicht selten ein Hüftimpingement (Hüftanschlag) mit Verletzung des Labrums vor. Anfangs können die Beschwerden mal mehr oder weniger auftreten. Unbehandelt kann diese jedoch zu einem Knorpelschaden oder sogar zu einer Arthrose führen.“

Patientin am eigenen Arbeitsplatz

Wer im Gesundheitswesen arbeitet, weiß, es ist nicht selbstverständlich, dass sich Krankenhaus-Mitarbeiter im eigenen Haus behandeln lassen. Nicht jeder möchte von den Kollegen in einer solch „hilflosen“ Situation gesehen werden. Für Svenja L. war das kein Problem: „Ich habe mich bewusst für die OP im Maria-Hilf-Krankenhaus entschieden, da ich Dr. Hoeckle und das ganze Team kannte und wusste, dass ich in guten Händen bin. Dennoch war es etwas seltsam, auf einmal auf der anderen Seite zu sein. Denn eigentlich weiß ich ja, wie ich die Übungen nach der OP durchführen muss; trotzdem war ich auf die Hilfe meiner Kolleginnen angewiesen und musste mich der neuen Rolle als Patientin anpassen.“ Das sei für sie nicht leicht gewesen.

Dank des modernen minimalinvasiven Operationsverfahrens konnten ihre Hüftschmerzen schlussendlich gelindert werden. „Die Heilung verlief gut und heute kann ich meine Hüfte wieder fast vollständig belasten“, sagt die junge Frau. „Ich bin froh, dass ich endlich wieder Spaß an meinem Beruf und am Sport haben kann!“


Ein junger Mann auf Krücken
Thomas Geisel

Wenn der Sprung daneben geht

Es sollte der Neustart seiner Hobby-Karriere als Handballer werden. Leonard Jung hatte acht Jahre in einer Mannschaft in Bonn gespielt – zwischenzeitlich sogar in der Oberliga. Nach ein paar Jahren Pause wollte er nun in einen Kölner Verein einsteigen. Anfang Dezember vergangenen Jahres begleitete er dann einen Bekannten zu einem Probetraining. „Ich hatte nicht bedacht, dass unter den Corona-Bedingungen alle Fenster und Türen geöffnet bleiben mussten und hatte, gewohnt von meinen früheren Trainings, nur eine kurze Hose und ein T-Shirt dabei“, erzählt der 27-Jährige. Der Spätherbst hatte bereits winterliche Temperaturen erreicht, sodass es knapp über null Grad in der Halle waren.

„Die anderen merkten schnell, dass ich bereits Erfahrung hatte und banden mich direkt ein. Da wollte ich natürlich auch zeigen, was ich kann“, so der Kölner. Und direkt bei einem der ersten Spielzüge passierte es: „Als ich mich mit meinem starken linken Sprungbein abstieß, hatte ich plötzlich das Gefühl, als habe mir jemand mit einer Metallstange auf die Ferse geschlagen“, erinnert er sich. Da war ein stechender Schmerz, von der Ferse bis in die Kniekehle. Dieser wurde minütlich schlimmer und genauso schnell schwoll auch sein Bein an.

„Ich war überzeugt, dass ich einen Muskelfaserriss haben musste.“

In der Notaufnahme im St. Antonius Krankenhaus war sich die zuständige Ärztin bereits nach wenigen Sekunden sicher. Diagnose: Achillessehnenriss.

Gleich zweifach gerissen

Am Nikolaustag operierte Privat-Dozent Dr. med. Hendrik Kohlhof, MHBA, die Verletzung. „Im Fall von Herrn Jung war die OP besonders kompliziert“, erinnert sich der Chefarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Orthopädische Chirurgie. „Denn die Sehne war gleich zweifach gerissen.

Ein Arzt erklärt einem Patienten ein Röntgenbild am PC
Thomas Geisel

In der Regel werden Abrisse der Achillessehne im Fußzentrum im St. Antonius Krankenhaus minimalinvasiv operiert. Das bedeutet, dass die beiden Sehnenstücke unter der Haut des Patienten verbunden werden und somit größere Wunden durch Hautschnitte vermieden werden können. Im Falle von Leonard Jung war dies durch den doppelten Riss nicht möglich. „Üblicherweise reißen Achillessehnen fünf bis sechs Zentimeter über dem Fersenbein quer durch. Das war auch hier der Fall. Hinzu kam jedoch, dass die Sehne auch gleichzeitig noch senkrecht gerissen war“, erklärt der Chefarzt.

Bewegung mit dem Laufschuh

Ein linker Fuß in einem medizinischen Laufschuh, abgestptzt auf einer Krücke
Thomas Geisel

Bereits am ersten Tag nach der OP wurde Leonard Jung mit Unterstützung der Physiotherapeuten ein spezieller Laufschuh angepasst. Mithilfe eines Keils wird der operierte Fuß die erste Zeit nach der Operation in einer Spitzfußstellung gehalten, damit die operierte Achillessehne entlastet wird und heilen kann. In den ersten drei Wochen war es ein Keil mit einem 30-Grad-Winkel (horizontal nach unten gesehen). „Der Vorteil dieser Schuhe ist, dass man von Anfang an den Fuß voll belasten kann“, so Dr. med. Kohlhof. Nach drei Wochen folgte der Wechsel auf einen 15-Grad-Keil, anschließend wurde er komplett entfernt. „Die Umstellung hat jeweils in den ersten beiden Tagen schon ganz schön wehgetan“, erinnert sich Leonard Jung.

Rückkehr in den Alltag

Anfang Februar kehrte er zurück an seinen Arbeitsplatz. Als Zuständiger für die Qualitätssicherung eines großen Glasproduzenten legt er täglich bis zu acht Kilometer im Betrieb zu Fuß zurück. Dank des Schuhs war das auch kein Problem für ihn. „Ich konnte wirklich jeden Tag merken, wie es meinem Bein besser ging.

Zurück