
Um der Versorgung von langzeitbeatmeten Patienten gerecht zu werden, gibt es spezielle Weaning-Zentren. Die Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin des Severinsklösterchens ist eines davon. Dort wurden in den vergangenen zehn Jahren insgesamt über 1.200 Patienten “geweant”. Die Weaning-Einheit wurde erstmals 2014 zertifiziert und 2018 rezertifiziert.
In einem Weaning-Zentrum werden Patienten bei der schrittweisen Wiederherstellung der eigenen Atmung durch ein multidisziplinäres Team, bestehend aus Ärzten, Pflegekräften, Atmungstherapeuten, Physiotherapeuten und Logopäden, betreut. Diese unterstützen den Patienten bei täglichen Spontan-Atmungsversuchen, bei denen der wache Patient zunächst nur kurzfristig, dann länger selbstständig atmet.
Bei längeren Beatmungsphasen und neurologischen Grunderkrankungen wird der Patient zur leichteren Beatmung tracheotomiert. Das bedeutet, dass wir über den Hals eine Kanüle in die Luftröhre einführen, mithilfe derer wir anschließend beatmen. Dadurch kann der Patient wieder früher eigenständig atmen. Außerdem werden Belastungen des Totraums der Atemwege (Atemwege, die nicht am Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid beteiligt sind) und die Atemlast (Atemvolumen und -druck) verringert und ein eventuelles Verschlucken verhindert.
Drei-Stufen-Modell des Weanings
Generell wird das Weaning in drei Kategorien unterteilt: das „einfache Weaning“ bei erfolgreicher Entwöhnung nach dem ersten Spontan-Atmungsversuch, das „schwierige Weaning“ nach erfolgreicher Entwöhnung nach höchstens drei Spontan-Atmungsversuchen und das „prolongierte Weaning“. Letzteres tritt ein, wenn mehr als drei Versuche, spontan zu atmen, gescheitert sind oder die Entwöhnung mehr als sieben Tage nach dem ersten Versuch der Spontan-Atmung dauert.
Abhängig vom Schweregrad der Grund- sowie eventueller Nebenerkrankungen liegt der Weaning-Erfolg in zertifizierten Weaning-Zentren bei 50 bis 60 Prozent. Etwa 15 bis 30 Prozent der Patienten verlassen die Weaning-Einheit mit dauerhafter Beatmung via Tracheostoma (Luftröhrenschnitt) und werden überwiegend in Pflegeeinrichtungen oder zu Hause von spezialisierten ambulanten Teams behandelt.