Diese Sichtweise ist noch immer nicht ganz aus den Köpfen verschwunden, auch nicht aus den ärztlichen. Alkoholiker gelten immer noch als unsauber und schuld an ihrer Krankheit. Darunter leidet letztendlich auch die Therapie, insbesondere die Geduld, sich mit Menschen mit dieser chronischen Erkrankung zu befassen. Denn Alkoholismus wird nie geheilt, auch wenn eine dauerhafte Alkoholvermeidung gelebt wird. Ein Rückfall ist immer möglich und muss mit der gleichen Therapiegeduld wieder angegangen werden. Für den Therapeuten ist das eine Frustration.
Alkoholismus: Krank ist nicht gleich krank
Aber was ist denn der Unterschied zum Diabetiker? Auch der hat eine chronische Erkrankung, die wir nicht heilen, aber in ihrer Auswirkung begrenzen können. Während früher die Ansicht vorherrschte, ein Alkoholiker müsse sich an einem absoluten Tiefpunkt befinden, sodass er nur dadurch Motivation zur Änderung erhält, wird heute die Motivation zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung in unterschiedlicher Weise gefördert.
Eine motivationale Gesprächsführung, die nicht moralisierend belehrend wirkt, sondern den Patienten in seiner Gesamtheit grundsätzlich akzeptiert und um eine partnerschaftliche therapeutische Bindung wirbt, steht dabei im Mittelpunkt der Erfolg versprechenden Behandlung. Und selbst wenn nur ein Jahr der Karenz gewonnen wurde – wie viel Leid ist dabei etwa in einer Familie verhindert worden? Bei einem Rückfall ist ein neuer Anlauf erforderlich und nicht eine entwertende Abstrafung mit entsprechender Abwendung.
Alkoholiker bedürfen einer abgestimmten Therapie
Die Behandlung alkoholkranker Menschen bedarf einer Abstimmung der Möglichkeiten des ambulanten und stationären Suchthilfesystems, in Ergänzung mit den Einrichtungen der sozialen und beruflichen Rehabilitation. Unter dem Motto „Weil Du lernst, es zu können“ hat sich im St. Agatha Krankenhaus eine Kooperation zwischen der Abteilung für Innere Medizin und der Abteilung für Seelische Gesundheit entwickelt und einen qualifizierten Entzug als strukturiertes Behandlungsprogramm etabliert.
Es beinhaltet die körperliche Entgiftung mit Diagnostik und Therapie von alkoholbedingten Körperschäden und wird dann in eine psycho- und sozialtherapeutische Behandlung überführt, die zwei bis drei Wochen dauert. Jeder Teilnehmer erhält ein individuelles Anschlussprogramm, entweder ambulant oder stationär, einschließlich der Antragstellung einer Reha-Maßnahme zur Langzeitentwöhnung. Die Alkoholsucht bringt viel Leid und Elend für die Betroffenen und deren Angehörigen; der wirtschaftliche Schaden kann enorm sein. Die Behandlung von Alkoholikern ist eine passende Herausforderung für ein Krankenhauses in christlicher Trägerschaft.