Über die Flut, die das Leben veränderte

Und die Hilfe, die dann einsetzte

Es war der 14. Juli 2021, der das Leben zahlreicher Menschen in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz für immer auf dramatische Weise veränderte. Auch viele Mitarbeitende der MARIENBORN gGmbH sind mehr oder minder schwer von den verheerenden Folgen der Naturkatastrophe betroffen. Unter ihnen Daniel Schaeben und Khomkrit Nookhieo.

Ein Garten ist von Wasser überspült worden.

Beide Männer arbeiten als Köche in der Marienborner Zentralküche in Zülpich-Hoven. Die Flut war für sie beide eine Schicksalsnacht, auch wenn sie diese ganz unterschiedlich durchlebten. Als Daniel Schaeben an diesem Juli-Tag nach Dienstschluss um etwa 16 Uhr zu Hause in seinem Heimatdorf Arloff, einem Vorort von Bad Münstereifel, ankam, war noch nicht abzusehen, wie sich sein Leben in den nächsten Stunden verändern würde. Selbst als Wasser in den Keller drang, hatte er noch die Hoffnung, dieses abpumpen zu können; Stunden später dann die Erkenntnis, dass er gegen die Wassermassen nichts ausrichten kann. Das Wasser stand 1,60 Meter hoch auf der Straße. 

„Unsere Straße war ein Lichtermeer“ 

Ein Koch mit weißer Jacke lächelt in die Kamera.

Seiner Lebensgefährtin und ihm sowie der 84-jährigen Großmutter im Nachbarhaus blieb gegen 22:30 Uhr nur die Flucht in die jeweiligen Obergeschosse. Die Nachbarschaft verständigte sich mit Taschenlampen untereinander, denn Strom gab es keinen mehr. „Die ganze Straße war an diesem Abend ein Lichtermeer“, so Daniel Schaeben. 

In der Nacht nahm er plötzlich ein gellendes Schreien wahr und befürchtete, es sei ein Kind ins Wasser gefallen. Der 33-Jährige wollte sofort helfen, sprang ins Wasser und brachte sich damit selbst in Gefahr. Man konnte ihn im letzten Moment retten, indem man ihn am T-Shirt packte und wieder ins Haus zog. Später stellte sich heraus, dass „nur“ eine Nachbarin beim Anblick ihres davon schwimmenden PKWs geschrien hatte. 

Auch sieben Wochen nach dem Ereignis schreckt Daniel Schaeben noch immer nachts bei Geräuschen hoch. Wenn es regnet, überkommt ihn ein komisches Gefühl. Jeder Regenschauer, jedes Sirenengeheul macht ihn unruhig. Erinnerungsstücke, die er im Keller gelagert hatte, zum Beispiel aus seiner Zeit als Karnevalsprinz, sind alle zerstört. „Das schmerzt mich sehr“, sagt er. „Im Vergleich zu vielen anderen jedoch habe ich Glück gehabt; mein Haus ist weiterhin bewohnbar und meine Versicherung zeigt sich kooperativ.“ 

Zwei Köche lächeln in die Kamera.

Flut-Situation in Mechernich

Ortswechsel: Als der 33-jährige Koch Khomkrit Nookhieo, den seine Kollegen „Pe“ nennen, an diesem Tag gegen 16 Uhr in seine Souterrainwohnung in einem Dreifamilienhaus in Mechernich-Satzvey zurückkehrte, blieb ihm keine Zeit mehr, persönliche Dinge aus seiner Wohnung zu holen. Die Feuerwehr evakuierte den Ort bereits. Nur mit der Kleidung, die er an diesem Tag trug, flüchtete er zu seinem Elternhaus im nahe gelegen Ort Lessenich. 

Gegen 23:00 Uhr kehrte er wagemutig noch einmal nach Satzvey zurück, in der Hoffnung, eventuell doch noch Dinge aus der Wohnung retten zu können. Doch diese war vollkommen überflutet. Er verlor an jenem Tag alles: Sein Zuhause, sein ganzes Hab und Gut. Er musste einen Bankkredit in Anspruch nehmen und zog vorübergehend wieder zu seinen Eltern und den fünf Geschwistern. Er ahnte zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es für ihn noch viel schlimmer kommen würde. Am nächsten Tag erfuhr er, dass ein entferntes Familienmitglied vermisst wurde. Die Verwandte hatte am 14. Juli eine Freundin in Bad Münstereifel besucht und war nicht nach Hause zurückgekommen. Vier Tage später fand ihr Vater sie in einem Nachbarort tot in ihrem Auto. Diese Tragödie hat bei Pe zu einem Umdenken geführt: „Ich will leben, nur noch leben – jeden Tag.“ Seither ist er viel unterwegs, um „alles mitzunehmen, was das Leben so bietet“. „Materielles ist ersetzbar, ein Menschenleben nicht“, sagt er. „Seit dem Tod meiner Verwandten ist mir vieles unwichtig geworden.“ 

Kollegen helfen Kollegen 

Von der allgemeinen, überregionalen Solidarität und Hilfe von Freunden abgesehen sind beide auch für die unmittelbare Hilfe von Kollegen, Vorgesetzten und der Hilfsaktion der MARIENBORN gGmbH dankbar. Das Ressort Personalmanagement und die Unternehmenskommunikation hatten Mitarbeiter über Social Media und das Intranet zur Hilfe aufgerufen. 

Schäden im Keller nach Hochwasser

Die Spendenbereitschaft war überwältigend: Kühlschränke, Waschmaschinen, Trockner usw. wurden direkt an alle bedürftigen Mitarbeiter vermittelt. Das Unternehmen stellte denjenigen seine Dienst-Pkw zur Verfügung, die kein Fahrzeug mehr besaßen, so auch Daniel Schaeben. „Wir sind MARIENBORN“ haben beide in der Stunde der Not sehr stark empfunden. Auch die Spendenaktion der Stiftung der Cellitinnen e.V., der Muttergesellschaft, hat sie sehr gefreut. Hier kam ein Betrag von über 60.000 Euro aus allen Einrichtungen des Verbunds für die Kollegen in den betroffenen Gebieten zusammen; dieser wurde von der Gesellschaft auch noch verdoppelt. 

Während Daniel Schaeben versucht, das Erlebte in Gesprächen mit den Dorfbewohnern aufzuarbeiten, möchte Pe niemanden mit seiner Geschichte belasten. „Ich verdränge das Geschehene auch ein Stück weit selbst.“ Beiden Kollegen wünschen wir bei ihrer individuellen Aufarbeitung und dem Neuanfang viel Kraft und die Unterstützung von Familie, Freunden und Kollegen! 

Zurück