Ein Mann und eine Ärztin im Gespräch.
Im Severinsklösterchen hat Bernd Dobbert die Diagnose COPD bekommen. Thomas Geisel

Über das Leben mit COPD

Solange es noch geht

Luft holen

Bernd Dobbert hat ein feines Gespür: Wenn er morgens auf seiner Terrasse tief einatmet, weiß er schnell, ob es ein guter oder schlechter Tag für ihn werden wird. Frische Luft tut ihm besonders gut, denn der 63-Jährige hat COPD.

Ein Therapeut unterstützt einen Mann bei Kraftübungen.
Auch sportliche Übungen gehören zur Therapie.

COPD begleitet den Kölner nun schon einige Jahre. Er merkte mit Mitte 40, dass es nicht mehr so gut läuft. Wenn er im Winter erkältet war, brauchte er immer länger, um sich zu erholen. Beim Treppensteigen fehlte ihm häufig die Luft. Und irgendwann ging er dann doch zum Hausarzt. „Sie wissen ja, Männer gehen nicht gerne zum Arzt“, gibt er im Rückblick zu. Dann kam die Diagnose COPD. Das ist eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, bei der die Bronchien dauerhaft verengt sind. Die Krankheit ist nicht zu stoppen.

An dieser Lungenerkrankung leiden in Deutschland etwa sieben Millionen Menschen. „Die COPD hat sich in den vergangenen Jahren zu einer richtigen Volkskrankheit entwickelt“, erklärt Dr. med. Urte Sommerwerck, Chefärztin der Pneumologie am Krankenhaus der Augustinerinnen – Severinsklösterchen. Aus ihrer Klinikerfahrung weiß sie, dass die COPD oftmals eine Folge des Rauchens ist. Doch sie kann auch in Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz stehen, weil dort über einen längeren Zeitraum giftige Dämpfe, Schadstoffe oder Staub eingeatmet wurden und so die Lunge gereizt wurde. 

Husten, Schleim und Atembeschwerden

Alle Betroffenen berichten bei COPD von gleichen Symptomen: Husten mit und ohne Auswurf, also Schleim, der abgehustet wird, sowie Atemnot und Kurzatmigkeit. „Die Diagnose einer COPD ist relativ einfach“, erklärt die Pneumologin. „Zuerst wird der Patient abgehorcht, wo ich zum Teil schon erste pfeifende Geräusche hören kann. In einem zweiten Schritt folgt der Lungenfunktionstest.“

Im Verlauf der Erkrankung bildet sich oftmals ein Lungenemphysem. Hierbei sind die Lungenbläschen in den Tiefen der Bronchien zerstört und können Sauerstoff und Kohlendioxid nicht richtig austauschen. Die Folge: Der Körper wird immer schlechter mit Sauerstoff versorgt und der Patient dadurch müder und schwächer. Auf der anderen Seite kann das Kohlendioxid schlechter ausgeatmet werden, sodass die Lunge überbläht und sich ein Emphysem bildet.

Bernd Dobbert musste der Tatsache ins Auge sehen, dass er chronisch krank ist. „Ich hatte immer gehofft, dass ich mit 60 Jahren in Rente gehen kann“, erklärt der Diplom-Dolmetscher. „Aber dann entschloss ich mich, noch ein wenig früher aufzuhören, um mehr Zeit fürs Leben zu haben.“ In dieser schwierigen Zeit pilgerte er zum ersten Mal auf dem Jakobsweg. Zehn Tage am Stück in drei aufeinanderfolgenden Jahren – allein. „Ich habe gespürt, dass der Weg etwas Besonderes hat, dass es dort magische Orte gibt und Menschen, die genau wie ich auf der Suche waren.“

Eine Kehrtwende wegen der COPD

Zurück in Deutschland krempelte er nach und nach sein ganzes Leben um, kündigte und zog aus Tübingen zurück in seine Heimat Köln. Dort lernte er auch seine jetzige Ehefrau kennen, die ihn mit seiner Krankheit in jeder Hinsicht unterstützt.

Auch wenn alle Tests bei Bernd Dobbert eindeutig waren, konnte er die Krankheit nicht akzeptieren. Er, der nie geraucht hat, sollte an COPD erkrankt sein? Das wollte er nie richtig wahrhaben. Doch kein Lungenfacharzt fand die wirkliche Ursache. Erst der Umzug nach Köln, sieben Jahre nach der ersten Diagnose, und ein neuer Hausarzt brachten Licht ins Dunkel: Er konnte sich an einen ähnlichen Fall erinnern. Durch einen einfachen Bluttest fand er heraus, dass die COPD nicht durch Umwelteinflüsse, sondern durch einen Mangel an Alpha-1-Antitrypsin ausgelöst wurde, einem Eiweiß, welches das Lungengewebe schützen soll. Alpha 1, wie die Krankheit genannt wird, gehört zu den sogenannten seltenen Erkrankungen. Es ist eine Erbkrankheit. Mit dieser Erkenntnis wurde die Therapie nun spezifisch auf die Krankheit ausgerichtet.

COPD-Selbsthilfe und Pilgerfahrt

Zwei Männer stehen neben einer Statue.
Nach der Diagnose pilgerte Bernd Dobbert erstmals auf dem Jakobsweg.

Bernd Dobbert traf dann noch eine Entscheidung. Er übernahm die Leitung der Alpha-1-Selbsthilfegruppe in Köln mit rund 100 Mitgliedern, um anderen Betroffenen zu helfen. Auch der Jakobsweg sollte wieder eine Rolle in seinem Leben spielen.

Im August 2018 organisierte er zusammen mit der spanischen Alpha-1-Gruppe eine Pilgerfahrt mit Betroffenen aus ganz Europa. Diesmal begleitete ihn auch sein Bruder. Für 2020 schmiedet er schon neue Pläne. Er will mit seinem Bruder nach und nach die letzten 800 Kilometer des Jakobsweges bis nach Santiago laufen.

Allen Betroffenen möchte er Mut machen, das Leben trotz Krankheit positiv zu gestalten: „Ich fahre viel Fahrrad und gehe jeden zweiten Tag walken. Solange ich das von den Atembeschwerden her noch schaffe, geht es mir gut.“ Neben Urlauben in seiner zweiten Heimat Spanien erkundet er noch andere Flecken der Erde. So verbrachte er fast drei Monate in Neuseeland. Unterstützung erhielt er dabei von lokalen Selbsthilfegruppen, die in regelmäßigen Abständen Termine bei Ärzten für seine Infusionen vermittelten. „Es geht alles, wenn man es will“, sagt Bernd Dobbert. Jeder müsse Verantwortung für sein Leben übernehmen. Ein Arzt könne nicht helfen, wenn man sein Leben so weiterlebt wie vor der Krankheit.

Der Rentner macht sich natürlich auch Gedanken über seine Zukunft: „Was ist, wenn ich nicht mehr reisen kann? Wenn ich sauerstoffpflichtig werde? Ist das Leben dann immer noch so schön wie jetzt?“ Bernd Dobbert hat keine Antwort auf diese Fragen, aber er will die Herausforderungen annehmen. Bis dahin erklimmt er zwei- bis dreimal im Jahr den Kölner Dom. Die 533 Treppenstufen sind sein persönlicher Test. Der Test seiner Gesundheit. „Erst vor vier Wochen war ich wieder oben“, erzählt der Rentner. „Das schaffe ich noch – trotz der Kurzatmigkeit durch die COPD.“

Krankenhaus der Augustinerinnen
Jakobstraße 27–31
50678 Köln-Südstadt
Telefon 0221 3308-0
www.severinskloesterchen.de

Krankenhaus der Augustinerinnen
Jakobstraße 27–31
50678 Köln-Südstadt
Telefon 0221 3308-0
www.severinskloesterchen.de

Zurück