Schwarzweißbild eines altengroßen Gebäudes

Schwester Hippolyta

Krankenschwester und Künstlerin

Schwester Hippolyta hatte ein außergewöhnliches Talent, durch welches sie über das Rheinland hinaus bekannt wurde: Zu Beginn des Jahrhunderts, als es noch keine plastische Chirurgie gab, fertigte sie einfache Gesichtsprothesen für Nase oder Ohr an.

Schwarzweißbild einer Nonne

Geboren wurde sie als Maria Wery im Jahr 1870 und trat am 20. November 1890 in den Orden der Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus in der Kölner Severinstraße ein. In der Zeit der beiden Weltkriege wirkte sie in der Hautklinik der Kölner Lindenburg als Krankenpflegerin und erlebte hier das tragische Schicksal derer, die durch Entstellung des Gesichts von der Gesellschaft ausgeschlossen wurden.

Spezialfach: Nasen, Ohren oder Wangen

Angetrieben durch das Schicksal ihrer Patienten suchte die junge Ordensschwester nach einer Möglichkeit, fehlende Teile des Gesichts wie Nasen, Ohren oder Wangen nachzumodellieren. So sollten die Betroffenen wieder ohne Scheu unter Menschen gehen können. Gemeinsam mit dem damaligen Professor der Uniklinik, Ferdinand Zinsser, probierte und modellierte sie mit einem Gemisch aus Wachs, Paraffin und anderen Substanzen, bis sie die fehlenden Gesichtsteile naturgetreu anfertigen konnte.

Täuschend echte Nachbildungen

In erster Linie galt ihr Wirken Menschen, deren Gesicht von der Tuberkulose entstellt worden war. Auch vielen Kriegsversehrten verhalf Schwester Hippolyta zu neuen Nasen, Ohren oder Wangen. Die Krankenpflegerin fertigte die Prothesen so täuschend echt, dass, außer den Betroffenen selbst, niemand etwas von den künstlichen Teilen merkte. „Die von mir gearbeiteten Nasen und Ohren waren von echten kaum zu unterscheiden. Sie gingen nach Amerika, England, Frankreich und in viele andere Länder“, erzählte sie der Kölner Kirchenzeitung im Jahr 1960.

Krippenfigur des Jesuskindes aus Wachs

Wachsmoulagen für den medizinischen Unterricht

Darüber hinaus fertigte die Ordensschwester für die Ärzte der Hautklinik zahlreiche Wachsnachbildungen, sogenannte Wachsmoulagen an. Ihre Modelle von Krankheitszuständen und erkrankten Organen dienten Medizinstudenten als Anschauungsobjekte und darüber hinaus waren sie als Schaustücke für Ausstellungen und Hörsäle gedacht. Auf Weltausstellungen in Chicago, London und Paris sind ihre Moulagen mit ersten Preisen ausgezeichnet worden.

Schwester Hippolyta spielte in den Gottesdiensten die Orgel und fertigte Krippen aus Wachsfiguren. Zur Weihnachtszeit werden auch heute noch in Zülpich die wertvollen Krippenfiguren aufgestellt, sodass an ihr außergewöhnliches Werk gedacht wird.

Seelische Betreuung

Ein weiterer für Schwester Hippolyta äußerst wichtiger Aspekt ihrer Arbeit war die seelische Betreuung ihrer Patienten, die sie oftmals auch weit über den Krankenhausaufenthalt hinaus begleitete, denen sie Trost spenden und sie nicht selten von einem Selbstmord abhalten konnte.

Grundlage ihres Dienstes war ihr Glaube. Das Ideal christlicher Arbeit mit Kranken ist nicht nur die körperliche Heilung, sondern auch die Sorge um das seelische, geistige und geistliche Wohl der Patienten. Bis zum Schluss hat sie auch im Ruhestand viele Besuche von dankbaren Patienten, denen sie helfen konnte, erhalten. Bis zu ihrem Tod hatte sie 70 Jahre als Ordensfrau in der Genossenschaft der Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus verbracht und über vier Jahrzehnte als Krankenschwester in Köln gearbeitet. 1963 starb sie im Kloster MARIENBORN in Zülpich mit 93 Jahren und wurde dort auf dem Schwesternfriedhof begraben.

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