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Schmerzen managen

St. Antonius Krankenhaus führt Schmerzkonzept ein

Anders als vielfach angenommen, treten Schmerzen im Krankenhaus nicht nur nach Operationen auf, sondern können bei Patienten auch chronische oder akute Ursachen haben. Für die Medizinische Klinik im St. Antonius Krankenhaus hat Oberärztin Dr. med. Christiane Schwan ein Konzept zum stufenweisen Schmerzmanagement entwickelt und uns davon erzählt.

Was heißt eigentlich Schmerzmanagement?

Es geht darum, Schmerzen zu erkennen, sie in ihrer Intensität richtig einzuschätzen und dann möglichst gut und nebenwirkungsarm zu lindern. Ein grundlegender Bestandteil unseres Schmerzmanagements ist, dass wir unsere Patienten zu Beginn ihres Krankenhausaufenthalts zu Schmerzen befragen und gegebenenfalls darüber aufklären, wie wir Schmerzen behandeln und was sie zum Beispiel nach der Entlassung in Bezug auf die Weiterführung einer Schmerztherapie zu beachten haben. Da es Patienten gibt, die aufgrund ihrer Erkrankung ihre Schmerzen nicht beschreiben können, berücksichtigen wir auch diese besondere Situation in unserem Konzept. Dann schätzen wir mithilfe bestimmter Kriterien durch Beobachtung von Verhaltensweisen die Schmerzintensität des Patienten ein.

Sie haben für die Patienten der Medizinischen Klinik ein standardisiertes Konzept für die Schmerztherapie entwickelt. Was ist dabei für Sie von besonderer Bedeutung?

Dr. Schwan im Gespräch mit einem Patienten, der seine Schmerzen auf einer Skala bewerten soll.
Dr. Schwan im Gespräch mit einem Patienten, der seine Schmerzen auf einer Skala bewerten soll.

Im Krankenhaus bedeutet ein erfolgreiches Schmerzmanagement vor allem Teamarbeit! Dabei steht der Patient mit seinen Schmerzen als Sinnes- und Gefühlswahrnehmung im Mittelpunkt. Pflegekräfte und Ärzteschaft werden für das Schmerzkonzept gesondert geschult. Aufgabe der Pflegekräfte ist es, die Schmerzen beim Patienten regelmäßig zu erfassen und den ärztlich angeordneten Behandlungsstandard umzusetzen. Dieser wird ganz individuell auf den Patienten abgestimmt. Vor allem vorbestehende Erkrankungen, aber auch die Stärke der Schmerzen und das Alter des Patienten werden von den Ärzten bei der Wahl der Medikamente berücksichtigt. Zusätzlich gibt es eine Bedarfsmedikation, welche die Pflege verabreichen darf, wenn der Patient stärkere Schmerzen äußert. Damit wir unseren Patienten zufriedenstellend helfen können, ist es wichtig, dass alle im engen Austausch miteinander stehen.

Bisher werden standardisierte Schmerzkonzepte bevorzugt für operativ behandelte Patienten mit akuten Schmerzen erstellt. Warum ist es wichtig, ein standardisiertes Schmerzkonzept nicht nur für akute, sondern auch für chronische Schmerzen umzusetzen?

Wenn akute Schmerzen nicht oder nicht ausreichend behandelt werden, können sie unter Umständen chronisch werden und das möchten wir vermeiden. Liegt eine derartige Symptomatik vor, sind die Anforderungen an die Therapie besonders hoch, denn chronische Schmerzen bedeuten Dauerstress für den Körper und können eine Vielzahl an Folgeerkrankungen auslösen. Bei Schmerzen atmen wir zum Beispiel flacher und der Hustenstoß wird schwächer, was die Entstehung einer Lungenentzündung begünstigen kann. Eine schmerzbedingte Schonhaltung führt zu zunehmender Bewegungseinschränkung mit Immobilität und nicht zuletzt zur Auslösung von Depressionen. Davon sind vor allem viele ältere und pflegebedürftige Menschen betroffen, die häufig unter chronischen Schmerzen leiden. Durch die Anwendung eines standardisierten Schmerzkonzepts wird die Schmerzsituation schneller erkannt und die Schmerztherapie kann dann zu einer Remobilisierung älterer Patienten beitragen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Susanne Wesselmann, Unternehmenskommunikation, St. Antonius Krankenhaus, Köln

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