Eine Hand in blauen Handschuhen greift nach einer haarigen Kugel.
Jennifer Braun

Nicht-invasive Beatmung für Corona-Patienten

Finvola Schätzer hat Geräte zur Beatmung speziell aufgerüstet.

Von Beginn der Corona-Pandemie an versuchte das Team des Lungenzentrums am St. Hildegardis Krankenhaus unter der Leitung von Dr. med. Alexander Prickartz invasive Beatmung möglichst lange zu vermeiden. In besonderem Maße hilfreich waren dafür das Engagement und die Tüftler-Qualitäten von Atmungstherapeutin Finvola Schätzer.

Eine Frau steht mit medizinischem Gerät auf einem Krankenhausflur.
Finvola Schätzer hat Geräte zur Beatmung speziell aufgerüstet.

Frau Schätzer, worin lag das Problem in der Corona-Situation? 

Wir waren sicher, dass viele Patienten deutlich mehr von einer nicht-invasiven als von einer invasiven Unterstützung profitieren würden. Mittlerweile geben uns Studien hier ja auch recht. Das Problem aber war folgendes: Die Geräte zur nicht-invasiven Beatmung haben nur einen Filter für die Luft, die eingeatmet wird. Die ausgeatmete Luft gerät also ungefiltert in das Gerät und in den Raum.

Bei Patienten ohne Infektion ist dies kein Problem. Von Menschen hingegen, die mit dem neuen SARS-Virus infiziert sind, geht eine große Gefahr aus, vor allem für die behandelnden Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten. Daher waren diese Geräte zur Atemunterstützung im Prinzip nicht für Corona-Patienten brauchbar – und das, obwohl gerade diese Menschen davon so profitieren.

Wie sah Ihre Lösung aus? 

Wir haben einen alten Trick aus dem Schlaflabor angewandt: Wir haben ein zweites Filterstück an das Gerät angebaut und so dafür gesorgt, dass auch die Ausatemluft gefiltert wird. Die viel gefürchteten Aerosole waren so kein Risiko mehr und das Gerät konnte auch bei Patienten mit Corona-Infektion eingesetzt werden. Dazu braucht es ein wenig handwerkliches Geschick, aber dank der jahrelangen Erfahrung im Schlaflabor und in der Atmungstherapie ist das gut machbar. Wir haben die Geräte dann sozusagen auf Vorrat umgebaut, um auch für den Fall einer großen Anzahl von Covid-19-Patienten gut vorbereitet zu sein. 

Kamen die so umgebauten Geräte während der Corona-Pandemie zum Einsatz? 

Ja, wir haben die Geräte bei vielen Patienten eingesetzt. Bereits unser erster Corona-Patient mit schwerem Verlauf war aus unserer Sicht mit einer nicht-invasiven Atemunterstützung eindeutig besser behandelbar als mit einer invasiven Beatmung. Wir haben sofort eines der umgebauten Geräte genutzt. Der Erfolg hat uns recht gegeben: Wir konnten den Patienten nach einigen Wochen entlassen; er hat Corona im Rahmen der Möglichkeiten gut überstanden und dies liegt mit Sicherheit auch daran, dass wir ihm eine invasive Beatmung mit allen Begleit- und Folgeproblemen ersparen konnten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Eva Lippert, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, St. Hildegardis Krankenhaus, Köln.  

 

St. Hildegardis Krankenhaus
Bachemer Str. 29–33
50931 Köln-Lindenthal
Telefon 0221 4003-0
www.hildegardis-krankenhaus.de

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