An der Studie haben 303 Personen in Köln, die obdachlos oder wohnungslos sind, teilgenommen und es wurden 389 Corona-Tests durchgeführt. Als wohnungslos gelten Menschen, die keine Wohnung als Hauptadresse angeben können. Sie leben zum Beispiel in Notschlafstellen, Frauenhäusern oder städtischen Kältebussen. Ein Obdachloser lebt und schläft auf der Straße oder in anderen Bereichen im Freien. In der Stadt Köln sollen Schätzungen nach 6.000 Wohnungslose und 400 Obdachlose leben. 90 Prozent der untersuchten Personen waren Männer, rund die Hälfte der Probanden war zwischen 40 und 59 Jahre alt und hatte keine Krankenversicherung.
Im Fokus: die dritte Welle
Covid-19-Tests wurden überwiegend während der Hochphase der dritten Welle im Mai 2021, im September 2021 und während des Anstiegs der Inzidenzen der vierten Welle im Dezember 2021 durchgeführt. Die Probanden der Studie wurden in einer Einrichtung zur Tagesbetreuung von Wohnungslosen sowie bei einem Angebot zur unentgeltlichen medizinischen Versorgung am Appellhofplatz rekrutiert. Die Rachenabstriche wurden mittels PCR-Test untersucht. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses der Augustinerinnen – Severinsklösterchen beteiligten sich vor Ort ehrenamtlich an der Erhebung.
Eindeutige Ergebnisse
Als wesentliche Ergebnisse sind festzuhalten: Der Nachweis von SARS-CoV-2 gelang im Sommer 2021 bei 3,1 Prozent, im Dezember bei 6 Prozent der Untersuchten. Diese Werte lagen deutlich über den Befunden, die aus der Normalbevölkerung bekannt sind. Was noch schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass im Dezember nur 7,2 Prozent der untersuchten Obdachlosen und Wohnungslosen in Köln vollständig geimpft und geboostert waren und eine zweimalige Impfung erst bei 31,3 Prozent vorlag. Die korrespondierenden Werte der Normalpopulation in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen in Deutschland lagen in dieser Zeit bei rund 20 bzw. rund 75 Prozent.
Unsere Studie konnte ganz klar nachweisen: Obdachlose und Wohnungslose sind stärker von Infektionen betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung und sie sind weniger oft geimpft. Es sind viel mehr Anstrengungen vonnöten, um diese vulnerable Gruppe stärker dabei zu unterstützen, sie vor Krankheit und vorzeitigem Tod zu bewahren. Und es gibt ein weiteres Problem: Seit die Ständige Impfkommission den Impfstoff von Johnson & Johnson neu bewertet hat, sind nunmehr zwei statt bislang nur eine Dosis für die vollständige Impfung notwendig. Das erschwert den Zugang zum Impfschutz für diese Gruppe Menschen noch mehr.