Ordensschwestern erinnern sich an Leibgerichte und wie früher geerntet wurde.

Als das Brot noch Selbstgebacken wurde

Ein Gespräch mit Schwestern in Zülpich

Früher haben sich Klöster mit allem, was die Schwestern zum Leben brauchten, selbst versorgt. Neben dem Betrieb von Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Kindergärten gab es an den meisten Standorten daher sogenannte Ökonomien, also kleine haus- und landwirtschaftliche Betriebe.

Wie sah das Leben damals aus? Welche Aufgaben übernahmen die Schwestern? Welche Speisen haben die Gemeinschaft geprägt? Bei Kaffee und Kuchen erzählen Sr. M. Ancilla, Sr. M. Edmunda, Sr. M. Joachima, Sr. M. Lioba, Sr. M. Luise und Sr. M. Nikodema aus dem Zülpicher Konvent, wie das Leben und Essen früher war. 

 

Schwarzbrot, Graubrot und Platz 

Die Schwestern, die ihr Arbeitsleben in Zülpich verbrachten, erinnern sich noch sehr gut an die hauseigene Bäckerei, die sich im Keller befand. Schwarzbrot, Graubrot und Platz – wahlweise mit und ohne Rosinen – wurden dreimal in der Woche gebacken. Das war ausreichend, um 900 Patienten und über 100 Schwestern sowie die Angestellten zu versorgen. Sr. Assisia und Sr. Isenharda waren bis in die 1980er Jahre für die Bäckerei verantwortlich. Sie hatten ihren eigenen kleinen Bereich direkt neben der Bäckerei, wo sie auch schliefen. Denn schließlich mussten sie zwischen drei und vier Uhr morgens aufstehen. „Und jeden Tag gab es Kuchen!“, weiß Sr. M. Lioba. Man könnte nun denken, dass es im Zülpicher Kloster immer herrlich nach Brot duftete. Weit gefehlt. „Man hat nichts gerochen“, stellt die Ordensschwester richtig. 

Ordensschwestern bei der Feldarbeit

Etwa 400 Morgen Land wurden früher bewirtschaftet. Auf den Feldern rund um das Kloster in Zülpich wuchs unterschiedliches Gemüse, das die Schwestern für sich und zur Versorgung ihrer Patienten anbauten. Neben Kartoffeln wurden auch Futterrüben für die vielen Tiere angepflanzt. Denn die gab es auch: Über 200 Schweine lebten auf dem Hof, außerdem Kühe, Gänse und Hühner. Jede Woche wurde außerdem geschlachtet. 

Ordensschwestern in der Küche

Und wenn im Sommer die Himbeeren, Brombeeren, Äpfel und Pflaumen reif wurden, dann begann das große Einkochen. „Da mussten wir alle in der Küche mithelfen“, erklärt Sr. M. Ancilla. Sr. M. Edmunda erinnert sich noch gut an ihre Zeit in Bornheim, als sie im dortigen Kindergarten arbeitete: „Wir haben immer Spargel und Erdbeeren angepflanzt.“ „In der Hochsaison haben wir Schwestern in Heisterbach auch auf dem Feld ausgeholfen“, sagt Sr. M. Joachima. Aber das habe die Oberin nie gern gesehen. „Dabei war das doch immer eine Gaudi!“, erinnert sich Sr. M. Ancilla. In Heisterbach standen auch Bienenstöcke, um die sich Herr Maas, der Chauffeur der Generaloberin, nebenher kümmerte. Als er in Rente ging, übergab er die Bienenvölker an Sr. M. Xaveria. „Ich konnte dort auch mal mithelfen“,  erzählt Sr. M. Edmunda. „Und dann durfte ich den leckeren Honig natürlich auch probieren.“

Weihnachtsessen: Gans 

Die kirchlichen Feste feierte die Gemeinschaft in Zülpich mit besonderen Speisen. Kurz vor Weihnachten wurden gut 20 Gänse geschlachtet. Daran erinnert sich Sr. M. Lioba noch sehr genau: „Weil ich die Tiere rupfen musste, habe ich nämlich keine Gans mehr gegessen!“ Die Gänsedaunen waren ein schönes Nebenprodukt des Weihnachtsessens, denn nach einer gründlichen Reinigung wurden Kissen und Decken gefüllt. 

An Neujahr wurde zum Frühstück immer ein Hefekranz aufgetischt; zu Ostern wurden Ostereier selbst gefärbt. „Und an Karneval gab es bei uns auch immer ein Kölsch – aber erst in den späteren Jahren“, sagt Sr. M. Ancilla. Im Sommer war ein Highlight das selbstgemachte Eis. „Und die Eissplittertorte“, erzählt Sr. M. Joachima. „Die gab es aber nur an Feiertagen oder Namenstagen“, fügt Sr. M. Luise hinzu. Herr Plenz, der Bäcker, der bis in die 1960er Jahre im Mutterhaus an der Severinstraße arbeitete, verwöhnte die Schwestern mit dieser besonderen Köstlichkeit. 

Ordensschwestern erinnern sich an Leibgerichte und wie früher geerntet wurde.

Und welche Gerichte haben unsere Ordensschwestern in guter Erinnerung? Himmel und Äd oder Möhreneintopf mit gebratener Blutwurst waren die Lieblingsgerichte von Sr. M. Ancilla. Sr. M. Nikodema freut sich heute am meisten, wenn es Spargel gibt. „Ich mag es, wenn unsere indischen Schwestern kochen“, sagt Sr. M. Joachima. „Ja, die Soßen und das Papadam schmecken mir auch besonders gut“, ergänzt Sr. M. Edmunda. 

Zurück