Eine Glastür mit der Aufschrift Notfallambulanz.
Jennifer Braun

Achtung Notaufnahme!

Interdisziplinäre Versorgung rund um die Uhr

Notfallmedizin

In der Notaufnahme ist kein Tag wie der andere – ein abwechslungsreicher und zugleich herausfordernder Arbeitsplatz. Dies ist die Geschichte einer Frühschicht in der Zentralen Notfallambulanz des Severinsklösterchens in Köln.

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Von Unfall bis Herzinfarkt - die Aufgaben in der Notaufnahme sind vielfältig. Jennifer Braun

Es ist 6.30 Uhr – Arbeitsbeginn für Alina Heck. Im Empfangsbereich der Notfallambulanz trifft die Gesundheits- und Krankenpflegerin auf die Kollegen aus der Nachtschicht für eine kurze Übergabe. Die Nacht verlief wie üblich: Patienten mit Luftnot, stark alkoholisierte Personen und einige Verletzungen sind innerhalb der vergangenen acht Stunden behandelt worden. Bereits am frühen Morgen sind neue Patienten eingetroffen, die zu Hause noch die Nacht abgewartet haben und nun dringend ärztliche Hilfe suchen. Die Kollegen tauschen wichtige Informationen aus: Was ist bereits erledigt? Wer muss noch zum Röntgen, wer braucht ein EKG? Carsten Breuer, Pflegerischer Leiter der Notaufnahme, übernimmt die Einteilung der anstehenden Aufgaben. Die Behandlungsreihenfolge der Patienten richtet sich dabei nach der Dringlichkeit ihrer medizinischen Versorgung. 

7 Uhr – Aufnahme und Sichtung der ersten Notfälle

Einer der Patienten in der Notaufnahme, der besonders schnell Hilfe benötigt, ist ein 68-jähriger Mann mit akuter Luftnot. Geschickt und routiniert nimmt Alina Heck dem Patienten Blut ab und legt einen Venenzugang. Schnell ist ihr klar: Hier wird ärztliche Hilfe benötigt. Sie ruft den diensthabenden Internisten Adrian Schneider hinzu. Dank Sauerstoffgabe, Inhalation von bronchienerweiternden und beruhigenden Medikamenten verbessert sich der Zustand des Patienten. Die anfänglich blauen Lippen sind wieder rosig und die erhöhte Atemfrequenz ist deutlich gesunken. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin kann den Patienten nun zum Röntgen fahren.

Dort trifft sie wieder auf Carsten Breuer mit einem „chirurgischen“ Patienten, der nach einem Sturz unter starken Schmerzen in der Schulter leidet. Die Röntgenbilder zeigen: Eine ausgekugelte Schulter ist die Ursache für sein Leiden, das sich trotz anfänglicher Schmerztherapie noch nicht wesentlich verbessert hat. Ohne Weiteres ist es daher nicht möglich, die Schulter wieder einzurenken. Da der Patient vor Kurzem noch gegessen hat, ist eine Kurznarkose mit einem hohen Risiko verbunden.

Hilmar Dehne, Ärztlicher Leiter der Notaufnahme, entscheidet sich daher für eine Regionalanästhesie. Bereits wenige Minuten nach der Injektion des lokalen Betäubungsmittels ist die untere seitliche Halsregion schmerzfrei und die Schulter kann problemlos eingerenkt werden. Mittlerweile füllt sich das Wartezimmer mit Patienten. „In der Notaufnahme kann sich die Arbeitsintensität von jetzt auf gleich schlagartig ändern“, erklärt Carsten Breuer. Er spricht aus Erfahrung. Seit 20 Jahren ist die Notfallambulanz des Severinsklösterchens sein berufliches Zuhause – elf Jahre davon als Pflegerischer Leiter. Das eigenständige Arbeiten, der abwechslungsreiche Arbeitsalltag und die intensive Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegekräften machen die Arbeit für ihn besonders interessant. 

Notaufnahme 8.30 Uhr – gemeinsames Frühstück fällt aus

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Es werden ständig neue Patienten in die Notaufnahme gebracht. Jennifer Braun

Kurz darauf folgt in der Notfallambulanz auch schon der nächste Einsatz für den 46-Jährigen. Einem Mann ist während der Arbeit ein Metallfremdkörper in den Oberarm geraten. Geschickt assistiert der Krankenpfleger dem Oberarzt Dr. med. Heinrich Langener bei dem Versuch, das Metall mit lokaler Betäubung herauszuoperieren.

Doch schnell zeigt sich, dass es tiefer liegt, als zunächst angenommen. Ohne eine Vollnarkose ist die Entfernung nicht möglich. Der Patient wird stationär aufgenommen und später im OP versorgt.

Währenddessen nimmt Alina Heck einen der alkoholisierten Patienten aus der Nachtschicht in Augenschein. Sie prüft seinen Bewusstseinszustand und die Sauerstoffsättigung im Blut – zum Glück kein akuter Handlungsbedarf. Der Patient schläft in der Notaufnahme weiter seinen Rausch aus. Normalerweise wäre nun Zeit für ein gemeinsames Frühstück mit den Kollegen.

Doch das muss heute wohl entfallen: Die Ursache für die Luftnot des 68-jährigen Patienten konnte im Röntgen gefunden werden. Er leidet unter einer ausgedehnten Lungenentzündung. Sein Zustand hat sich wieder verschlechtert. Daher verabreichen Alina Heck und der Internist Adrian Schneider schnell ein Antibiotikum durch die Vene. Anschließend bringen sie den Patienten mit Überwachungsmonitor auf die Intensivstation. Dort erfolgt eine detaillierte Übergabe an die Kollegen mit dem Bericht über den Zustand des Patienten und die bereits erfolgten Maßnahmen. 

10 Uhr – Hochbetrieb in der Notfallambulanz

Kaum ist Alina Heck wieder in der Notaufnahme angekommen, fährt auch schon ein  Rettungswagen (RTW) mit dem nächsten Notfall vor. Dieses Mal handelt es sich um eine 53-jährige Patientin mit starken Schmerzen in der Brust. Hände desinfizieren und die blauen Handschuhe überziehen. Noch während Alina Heck den Venenzugang legt und eine Blutprobe entnimmt, weist sie die Pflegeschülerin an, ein EKG zu schreiben und ruft den Ärztlichen Leiter hinzu. Das EKG zeigt Erhebungen – Verdacht auf einen akuten Herzinfarkt. Jetzt muss alles schnell gehen. Die Patientin wird unmittelbar ins Herzkatheterlabor gefahren. Dort kann die verschlossene Herzkranzarterie bereits 30 Minuten nach Eintreffen des RTWs wieder eröffnet werden. Aufgrund der schnellen Versorgung wird die Patientin vermutlich keine Einschränkung der Herzfunktion davontragen.

Alina Heck hat Zeit durchzuatmen. Zwischen den Einsätzen in der Notaufnahme bringt sie Blutproben ins Labor, organisiert einen Bettentransport, räumt die Behandlungsräume auf und überträgt Informationen in den Computer. Gegen 11 Uhr wird es dann noch einmal hektischer. Ein RTW nach dem nächsten fährt an der Notfallambulanz vor. Sie bringen unter anderem einen Mann mit Verdacht auf einen Bruch des Sprunggelenks, weitere Patienten mit Brustschmerzen, einen verletzten Fußballspieler und eine ältere Dame, die während der Trauung ihres Sohnes auf den Hinterkopf gefallen ist.

Jetzt gilt es, den Überblick zu behalten. In enger Rücksprache mit Hilmar Dehne werden die eintreffenden Patienten schnellstmöglich gesichtet und anschließend entsprechend der Dringlichkeit versorgt. Dabei laufen Carsten Breuer und Alina Heck zwischen den insgesamt neun Behandlungsräumen der Notfallambulanz hin und her. So kommen in einem durchschnittlichen Frühdienst schon einmal fünf oder mehr Kilometer Wegstrecke zusammen. 

Notaufnahme 12 Uhr – Lachen ist die beste Medizin

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Eine gute Abstimmung gehört zum Dienst in der Notaufnahme dazu. Jennifer Braun

Carsten Breuer übernimmt nun die Wundversorgung der Dame, die auf den Kopf gefallen ist und sich dadurch eine große Platzwunde zugezogen hat. Bevor es losgehen kann, muss die entsprechende Stelle noch mithilfe eines Rasierers freigelegt werden.

„Vorne kurz, hinten lang, Undercut oder doch nur die Spitzen?“, scherzt der 46-Jährige. So zaubert er der Notfall-Patientin trotz des bevorstehenden Eingriffs ein Lächeln auf das Gesicht. Sich den Spaß an der Arbeit beizubehalten – gerade dann, wenn es besonders stressig wird, sei für ihn nicht schwer.

Routiniert assistiert er Oberarzt Dr. med. Heinrich Langener mit Schere, Pinzette und Fäden. Um 13.30 Uhr treffen dann die Kollegen vom Spätdienst ein. Die doppelte Besetzung hilft dabei, den typischen Patientenandrang in der Mittagszeit stemmen zu können. So ist die Vormittagswelle von Patienten in der Notaufnahme kurz vor Feierabend weitgehend erstversorgt und das Konzept für die weiteren Behandlungsabläufe steht.

Ein turbulenter Dienst in der Notaufnahme geht zu Ende

Neben dem Empfangstresen der Notfallambulanz hat sich bereits eine Traube von blau gekleideten Pflegekräften versammelt – Zeit für eine Übergabe an den Spätdienst. Diese ist besonders wichtig, damit keine elementaren Informationen verloren gehen und die Kollegen die Behandlungen reibungslos weiterführen können. Ein turbulenter Dienst geht zu Ende. Alina Heck und Carsten Breuer starten in den Feierabend, aber der Betrieb in der Notaufnahme geht weiter.

Krankenhaus der Augustinerinnen
Jakobstraße 27–31
50678 Köln-Südstadt
Telefon 0221 3308-0
www.severinskloesterchen.de

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