Relikte aus der Römerzeit in einer Vitrine im Museum

Archäologischer Fund geröntgt

3-D Radiografie eines römischen Schlossbelags entstand im Severinsklösterchen

Eine römische Sarkophagbestattung aus dem vierten Jahrhundert mitten in der Kölner Südstadt – diesen außergewöhnlichen Fund machte ein Grabungsteam des Römisch-Germanischen Museums im Sommer 2020 an der Kaiserin-Augusta-Schule im Georgsviertel.

Entdeckt wurde er bei Bauarbeiten für den Erweiterungsbau des städtischen Gymnasiums. Gefunden wurden neben einzelnen Knochen auch verschiedene Beigaben, die außerhalb des steinernen Sarges auf der Sohle der Grabgrube hinterlegt worden sind. 

Bild eines römisches Schlossbeschlags mit Lineal zum Vergleich der Größe

Als der Westdeutsche Rundfunk dann einige Zeit später über den Fund in der Südstadt berichtete, war in der Radiologie des Severinsklösterchens schnell die Idee geboren, die Untersuchung der einstigen römischen Bewohner des Veedels mit ihren modernen Möglichkeiten der radiologischen Bildgebung zu unterstützen. Denn das Krankenhaus befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Fundort und ist ebenfalls eng mit der Südstadt verbunden. 

Da sich die Untersuchung der gefundenen Knochen als schwierig herausstellte, richtete sich der Fokus zunächst auf einen runden Schlossbeschlag, der ebenfalls Teil des archäologischen Fundes war und an dessen Rückseite Holzreste erhalten geblieben sind. So lag die Vermutung nahe, dass sich innerhalb der Holzanhaftungen das metallene Schlossgehäuse eines nicht mehr überlieferten Holzkästchens befindet. Aus archäologischem Blickwinkel stand die zerstörungsfreie Analyse des Verschlussmechanismus im Mittelpunkt. Die radiologische Herausforderung lag dabei im hohen Metallanteil. 

3D-Ansicht eines römisches Schlossbeschlags

Multitom Rax aus dem Severinsklösterchen lieferte Ergebnisse

Aus klinischer Erfahrung eignet sich für diese Fragestellung am ehesten die Digitale Volumentomografie (DVT). Hierfür steht im Severinsklösterchen mit dem Multitom Rax modernste roboterbasierte Röntgentechnik zur Verfügung. Mithilfe dieses Röntgenscanners erstellten die Radiologen mehrere Bilder und dreidimensionale Datensätze. In der Bildnachbearbeitung mussten anschließend die hölzernen und metallenen Strukturen bildlich voneinander getrennt werden. In der Interpretation der Funde fand die Radiologie dann allerdings ihre Grenzen. Umso beeindruckter waren die Mediziner von der archäologischen Beurteilung, die jeder bildlichen Struktur eine nachvollziehbare Funktion zuordnen konnte. 

Als Ergebnis liegt nun ein detailliertes Bild eines Drehschlüsselschlosses vor, das im verriegelten Zustand überliefert ist. Und wer weiß, vielleicht kann die Radiografie zukünftig auch noch bei der Identifizierung der Person helfen, die vor gut 1.700 Jahren in der Südstadt begraben worden ist? 

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